Pressestimmen

CD-Besprechung Wilhelm Middelschulte Organ Works Vol. 3 (www.klassik-heute.com, 2006)

... und auch die Schallplattenkataloge wußten bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Organist Jürgen Sonnentheil mit seiner Middelschulte-Initiative die Bildfläche betrat, nichts oder kaum etwas von Middelschulte zu berichten. Er sei hier deshalb kurz vorgestellt. Middelschulte, als Kirchenmusiker in Berlin ausgebildet, wanderte 1891 nach Amerika aus, um dort mit seiner Frau zu leben. Er fasste Fuß in Chicago, wo er als Kirchenmusiker wirkte, lehrte, und schließlich auch ausgiebig als Konzertorganist des Chicago Symphony Orchestras unter solchen Koryphäen wie Theodore Thomas oder Frederick Stock konzertierte. Nicht zuletzt verfolgte er aber auch eine bedeutende kompositorische Karriere. Die Wiederentdeckung Middelschultes geht maßgeblich auf Jürgen Sonnentheil, Organist, Dirigent, und Kirchenmusiker in Cuxhaven, zurück. Mittlerweile legt er die dritte Folge einer projektierten Gesamteinspielung des Orgelwerkes bei cpo vor; zudem bereitet er mit HansDieter Meyer, der auch das hochinformative Beiheft zur vorliegenden Produktion verfaßte, eine Neuedition des Orgelwerkes vor. (...)

Sonnentheils Interpretation ist bisher ja praktisch noch ohne Konkurrenz, aber die Spielweisen würde auch ohne diesen Raritäten-Bonus Maßstäbe setzen. Abgesehen von der mühelosen Bewältigung der technischen und vor allem geistigen Schwierigkeiten von Middelschultes Kontrapunktik sind die Registrierungen einfallsreich und sehr durchsichtig, aber stets so zurückhaltend, daß sie Middelschultes magisches, hypnotisches, dabei differenziertes Immergleich nicht stören. Sonnentheil kann sich rühmen, Middelschultes Musik überhaupt erst wiedererweckt zu haben, und sein Name wird in der Rezeptionsgeschichte, soviel ist schon jetzt klar, einen wichtigen Platz einnehmen.


Jogginglauf über das Pedal: Abschluss der Orgelmatinee zur Marktzeit 2016 (Wir in Leutkirch, 2016)

... Das berühmte „Air“ von Johann Sebastian Bach in einer Bearbeitung von Siegfried Karg-Elert klang andächtig, die durchlaufende Bassfigur im Pedal tropfte quirlig erfrischend, ganz neu beseelt interpretierte Sonnentheil diesen „abgespielten Ohrwurm“, verzögerte hie und da, trillerte dezent und wenig barockig-süßlich. Nüchtern-nordisch, das drückt seine Interpretation wohl am trefflichsten aus. Der in Süddeutschland geborene Organist Jürgen Sonnentheil zeichnet sich für die umfangreiche Kirchenmusik an St. Petri in Cuxhaven verantwortlich. Er ist internationaler Preisträger von vielen Orgelwettbewerben und zeigt durch sein Spiel die unermesslichen Klangmöglichkeiten. Seine Virtuosität und ausgeprägte Sinnlichkeit in der Registrierung hat an diesem Samstagmorgen auch die Zuhörer in St. Martin begeistert. Was das Besondere dieses Konzertes war, das sah man auf der großen Leinwand, das war das Wirken des Organisten im Bereich der Pedaltechnik. Unglaublich, mit welcher Präzision, Leichtigkeit und Gleichmäßigkeit der Organist agierte. Beeindruckend, wie seine Füße über die Pedale in einer Art Jogginglauf unterwegs waren. Von oben nach unten und umgekehrt. ...


Leonberger Kreiszeitung

St. Michaelis: Virtuose Variationen einer „Aria“ von Bach (Die Welt, 2019)

... Der Cuxhavener Orgelvirtuose Jürgen Sonnentheil, der „seiner“ Kirche St. Petri 1993 eine symphonische Orgel aus der Werkstatt Gerald Woehl verschaffte, machte sich das vergessene Œuvre Middelschultes vorurteilslos zu eigen. Im Rahmen des Hamburger Orgelsommers schon öfter in St. Michaelis zu Gast, eröffnete er dort soeben die Bach-Wochen 2019 mit dessen Orgelfassung der Goldberg-Variationen. Vom Zentralspieltisch aus entband er das immense Klangfarbenpotenzial der Konzertorgel (Marcussen 1914), der Großen Orgel (Steinmeyer 1962) und des Fernwerks, um die vielgestaltigen Satztypen und Charaktere der zehn mal drei Variationen kontrastreich zu illuminieren. Mutet Middelschultes Orgelfassung auch wie ein neugotischer, Busonis Ästhetik geistverwandter Auswuchs der Bach-Rezeption an – als Dokument nachschöpferischer „Weitergabe des Feuers“ verdient sie Beachtung. Sonnentheils enorm finger- und fußfertiges Rezital weckt zugleich Neugier auf kommende Konzertereignisse im Michel, ...


Warum das Konzert „Rhapsody In Blue“ in St. Georg in Nördlingen so gelungen war (Rieser Nachrichten, 2020)

... Über allem thronte Jürgen Sonnentheil am Orgelpult, er geleitete durch die Komposition und fing die Solisten behutsam wieder ein. Ein Hörgenuss, der um so bemerkenswerter ist, dass die besondere Akustik der Kirche und die weite Entfernung der Instrumente von allen Beteiligten höchste Konzentration erforderte. Und das, obwohl während der Proben das Klavier mehrere Male hochgestimmt werden musste, weil die Orgel auf die hohen Außentemperaturen reagiert hatte. ...


Westfälische Nachrichten Sendenhorst, 2015